Einführung
Früher gab es keine formalen, standardisierten Anforderungen für die Arbeit als Fitnesstrainer im europäischen Fußball. Das bedeutete, dass jeder von einem Verein für diese wichtige Aufgabe eingestellt werden konnte, ohne akademische oder praktische Qualifikationen oder gar Erfahrung. Diese Situation war nicht nur unerwünscht, sondern auch potenziell gefährlich. Der Beruf des Fitnesstrainers wurde dadurch auch von anderen unterstützenden Funktionen im Fußball (z. B. Physiotherapeuten, Ärzte) abgekoppelt, für die Qualifikationen erforderlich waren.
Um dieser Situation abzuhelfen, haben einige nationale Verbände eigene Kurse für Fitnesstrainer. Auch wenn dies eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung ist, ist die Teilnahme an diesen Kursen noch nicht verpflichtend. Die Kursinhalte und -methoden spiegeln auch die Kultur und die aktuellen Philosophien innerhalb dieser Verbände wider. Diejenigen, die solche Kurse eingeführt haben, sollten natürlich für ihre Initiative gelobt werden; es wird jedoch immer deutlicher, dass eine gewisse Standardisierung und Regulierung unerlässlich ist, wenn die Fußballfitness-"Industrie" in irgendeiner Form mit anderen Berufen gleichgestellt werden soll.
In den letzten Jahren ist die Rolle des Fitnesstrainers im Fußball zu einem zentralen Faktor für die Optimierung von Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden der Spieler geworden. Diese neuen UEFA-Fitnesstrainer-Diplome werden ein garantiertes Mindestmaß an Wissen und Fähigkeiten bei den Trainern einführen (Chris Barnes, Mitglied der UEFA F4F AG).
Die UEFA-Trainerkongress ist der Ausgangspunkt für alle Entwicklungen in der Trainerausbildung durch den europäischen Dachverband. Dieses Dokument umreißt die Pflichten der nationalen Verbände bei der Durchführung ihrer Trainerausbildungsprogramme und gilt für grundlegende (C, B, A und Pro) und spezielle (Torwart, Elite-Jugend, Futsal) Trainerdiplome.
Vor kurzem hat die UEFA ein Vorschlag zur Einführung von Fachdiplomen für Fitness-Trainer auf B- und A-Niveau - und dies wird hoffentlich den Anstoß zu einer echten Professionalisierung der Rolle des Fitnesstrainers geben. Das mittel- bis langfristige Ziel dieses Projekts besteht darin, eine Art "europäischen Pass" für Trainer zu schaffen und Arbeitgebern einen klaren Hinweis auf das Niveau der Kenntnisse und Fähigkeiten potenzieller Mitarbeiter zu geben.
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Die UEFA hat neue Qualifikationen für Fitnesstrainer im Fußball geschaffen. Was ist das Ziel dieser Qualifikationen und wie werden sie eingeführt?
Die UEFA-Fitness-for-Football-Beratungsgruppe (F4F AG) spielt eine Schlüsselrolle bei der Ausarbeitung und Umsetzung der UEFA-Fitness-Agenda und bei der Unterstützung und Beratung anderer Fachgruppen, wie Medizin, Torwart und Breitenfußball. Sie unterstützt auch die Initiativen der UEFA-Mitgliedsverbände in folgenden Bereichen Fitnesstrainer-Ausbildung und Entwicklung. Im Jahr 2020 führte die F4F AG eine Umfrage unter allen Mitgliedsverbänden durch, um ein europaweites Bild der aktuellen Situation zu erhalten.
Ein wichtiges Ergebnis dieser Umfrage (das von vielen Befragten nachdrücklich befürwortet wurde) war der Bedarf an standardisierten Qualifikationen für Fitnesstrainer. Dies beruhte auf den eigenen Beobachtungen, dass es diesem Beruf an Struktur und Führung mangelt, und auf der Erkenntnis, dass die Betreuung und das Wohlergehen der Spieler oft in den Händen ihrer Fitnesstrainer liegt. Als Reaktion darauf wurde dem UEFA-Jira-Gremium (bestehend aus Experten für die Trainerausbildung) Ende 2022 ein Vorschlag zur Schaffung neuer UEFA-Fitness-Diplome B und A vorgelegt, der im vergangenen Frühjahr genehmigt wurde.
Nach Konsultation von über 30 nationalen Verbänden wurde das Programm im Sommer gestartet, und fünf Verbände wurden ausgewählt, um an einem Pilotprogramm teilzunehmen. Es wird erwartet, dass die Struktur und der Inhalt auf der Grundlage dieses Experiments vor einer allgemeinen Einführung im Jahr 2024 entsprechend verfeinert werden. Die UEFA entwickelt derzeit eine Reihe von "Share"-Workshops für ihre Mitglieder, in denen die Anforderungen für die Gestaltung und Durchführung dieser neuen Kurse erläutert werden.
Die neuen UEFA-Fitness-Diplome B und A werden von den Trainerausbildungsabteilungen der Nationalverbände durchgeführt. Wie bei allen UEFA-Trainerdiplomen werden die Kernphilosophien des realitätsbasierten Lernens und der Erwachsenenbildung angewandt, die sehr interaktiv sind und das Wissen und die Fähigkeiten der Teilnehmer respektieren, die sie in das Programm einbringen. Die UEFA wird die Einführung in jeder Phase unterstützen.
Wie sollen die UEFA-Fitness-Trainer-Diplome strukturiert und durchgeführt werden?
Die neuen UEFA-Fitness-Diplome sollen auf B- und A-Ebene eingeführt werden. Das B-Diplom wird sich auf Personen konzentrieren, die mit Jugend- und Amateurspielern arbeiten, während das A-Diplom die Rolle von Trainern anspricht, die im Elite-Jugend- und Seniorenbereich tätig sind. Nach Abschluss des B-Diploms müssen die Trainer mindestens 12 Monate als Fitnesstrainer tätig sein, bevor sie das A-Diplom erlangen können.
Die Kursstrukturen stimmen mit denen anderer UEFA-Trainerdiplome überein und basieren auf einem Lehrplan mit Mindestinhalten (SMC), der den Nationalverbänden einen Rahmen bietet, um Programme zu entwickeln, die ihre eigene Fußballkultur und -philosophie widerspiegeln. Die SMC-Struktur besteht aus den folgenden Elementen:
- Säulen: Die vier Säulen sind dieselben wie bei anderen Trainerdiplomen: der Fitnesstrainer; der Spieler und die Mannschaft; das Trainingsumfeld; das Spiel
- Module: übergreifende Themen innerhalb jeder der Säulen
- Kompetenzen: detailliertere Beschreibung des Inhalts der einzelnen Module
Das SMC enthält auch Leitlinien für Bewertungsstrategien.
Das Diplom vermittelt den Kandidaten die Fähigkeiten und das Wissen, um das breite Aufgabenspektrum eines modernen Fitnesstrainers kompetent und selbstbewusst zu erfüllen. Die in die Struktur eingebetteten Module befassen sich mit Themen wie Trainingsmethodik, körperliche Entwicklung von Spielern, Trainingsplanung, -durchführung und -überprüfung, Fitnesstests und -überwachung, Leistungsanalyse und Leistung am Spieltag.
Die UEFA fördert aktiv die Verwendung vonErwachsenenbildungBei allen Coaching-Kursen werden die Kandidaten zu aktiven Teilnehmern und die Lernerfahrungen sind sehr interaktiv. Darüber hinaus sind die Kurse "realitätsbezogen", mit einem "Fußball zuerst"-Ansatz, bei dem der Ausgangspunkt das Spiel ist und der Inhalt die Kandidaten absichtlich dazu herausfordert, eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Auf der Ebene des A-Diploms verwenden die nationalen Verbände das Konzept der Mikrogruppen, kleine Gruppen von Kandidaten, die sich in ihrem eigenen Arbeitsumfeld treffen und unter Anleitung von Tutoren vorgegebene Aufgaben bearbeiten.
UEFA-Fitness-Diplome fördern einen Ansatz, bei dem der Fußball im Vordergrund steht, und verbinden praktisches Spielwissen mit Fitness-Training für eine ganzheitliche Spielerentwicklung
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Was sind die Zugangsvoraussetzungen für diese neuen Diplome?
Die Bewerber für die neuen Fitness-Diplome müssen bestimmte allgemeine Kriterien erfüllen.
- Coaching-Qualifikationen: Die UEFA fördert nachdrücklich den Ansatz "Fußball zuerst", bei dem die Trainerausbildung auf dem Spiel selbst aufbaut. Um das Vertrauen der Kursadministratoren in die Spielkenntnisse der Bewerber zu stärken und eine Übereinstimmung mit anderen spezialisierten UEFA-Trainerdiplomen zu erreichen, müssen die Bewerber vor dem Eintritt in das Programm über grundlegende Trainerdiplome verfügen (C-Trainerdiplom für den UEFA-B-Fitnesskurs; B-Trainer- oder B-Fitnessdiplome für den UEFA-A-Fitnesskurs). In Anerkennung der Tatsache, dass es eine Reihe von sehr erfahrenen Fitnesstrainern gibt, die auf höchstem Niveau tätig sind, aber keine Trainerqualifikation besitzen, wird den Nationalverbänden eine Übergangsfrist eingeräumt, während der diese Trainer Zugang zu den Fitness-Diplomkursen ohne UEFA-C- oder -B-Trainerdiplom erhalten können.
- Akademische Qualifikationen: Das Ziel der neuen UEFA-Fitnesstrainer-Diplome ist es, qualitativ hochwertige Trainer auszubilden, die die Theorie effektiv in die Praxis umsetzen können. Zur Erleichterung dieses Prozesses ist es sinnvoll, dass die Bewerber bei der Aufnahme ein Mindestmaß an Grundkenntnissen besitzen, damit sie die Zeit, die sie im Kurs verbringen, um zu erforschen, wie dieses Wissen in die Praxis einfließt, optimal nutzen können. Von den Bewerbern werden daher mindestens Bachelor-Kenntnisse in Sportwissenschaft oder Bewegungswissenschaft verlangt. In der Regel wird dies durch einen Hochschulabschluss in einem geeigneten Fachgebiet nachgewiesen. Es wird jedoch anerkannt, dass es hochqualifizierte Praktiker gibt, die keinen solchen Hochschulabschluss haben, jedoch in ihre persönliche und berufliche Entwicklung investiert haben und daher über ein hohes Maß an relevanten Kenntnissen und Fähigkeiten verfügen. In solchen Fällen können die nationalen Verbände eine "Eignungsprüfung" durchführen, die alternative Methoden zur Überprüfung der Kompetenz der Bewerber umfasst.
- Erleben Sie: Wie bei allen anderen UEFA-Trainerqualifikationen wird von den Kandidaten erwartet, dass sie nach Abschluss des C-Kerndiploms (sechs Monate Erfahrung als Fitnesstrainer vor Beginn des B-Fitnessdiploms) oder des B-Kern/Fitnessdiploms (12 Monate Erfahrung als Fitnesstrainer vor Beginn des A-Fitnessdiploms) Trainererfahrung sammeln.
Welche Auswirkungen könnte die Einführung dieser Qualifikationen aus Sicht der Qualitätssicherung und der Spielersicherheit haben?
Wir sind uns alle bewusst, dass die die körperlichen Anforderungen des Fußballs haben weiter zugenommen im Laufe der Jahre. Die Vorbereitung der Spieler auf diese Anforderungen stellt für Trainer und Betreuer eine noch größere Herausforderung dar, und die Rolle des Fitnesstrainers ist zu einem entscheidenden Faktor geworden. Eines der Hauptziele dieser neuen Fitness-Diplome ist es, eine Gruppe von Trainern zu schaffen, die über die Qualifikationen und Fähigkeiten verfügen, um im modernen Fußballumfeld sicher und effektiv zu arbeiten.
Wie bereits erwähnt, gibt es derzeit keine Rechtsvorschriften über die Qualifikationen und Fachkenntnisse, die von einem Fußball-Fitnesstrainer. Natürlich gibt es viele sehr erfahrene Fachleute, die bereits in diesem Bereich tätig sind und von denen die meisten auch hoch qualifiziert sind. Diese neuen Qualifikationen untergraben in keiner Weise das Fachwissen dieser Fachleute, sondern bieten den nationalen Verbänden Mindeststandards für ihre Fitnesstrainer. Sie werden auch den Arbeitgebern helfen, Bewerber für eine Stelle als Fitnesstrainer zu beurteilen. Die Hauptnutznießer sollten jedoch die Spieler sein, die darauf vertrauen können, dass die Fachleute, mit denen sie trainieren, die besten aktuellen Methoden anwenden bei ihrer Arbeit.
Das UEFA-Klublizenzierungsreglement legt die Beschäftigungsstandards für eine Reihe professioneller Klubfunktionen fest. Es wird erwartet, dass die UEFA-Fitness-Diplome langfristig eine ähnliche Grundlage bieten werden für Fitnesstrainer die sich mit anderen Fachbereichen, z. B. Torhüter, Elite-Jugend, abstimmen werden.
Neue UEFA-Fitnesstrainer-Diplome sollen die Qualifikationen standardisieren und sicherstellen, dass die Trainer hochwertige Standards für die körperliche Vorbereitung der Spieler erfüllen
@Chrisbarnes60 Dies twittern
Ich bin ein Fitnesstrainer. Wie kann ich auf diese neuen Kurse zugreifen?
Die UEFA-Fitnesstrainer-Diplome werden von den Mitgliedsverbänden des Verbandes vergeben. Derzeit (Januar 2024) laufen fünf Pilotprogramme, aber schon bald werden wir weitere Nationalverbände einladen, sich für die Durchführung von Kursen zu bewerben. Die Programme werden von den Abteilungen für Trainerausbildung durchgeführt, so dass dies Ihre erste Anlaufstelle sein sollte. Wir gehen davon aus, dass in vielen Ländern die Nachfrage zunächst das Angebot bei weitem übersteigen wird, so dass eine Art Auswahlverfahren erforderlich sein wird.
In Ländern, in denen es bereits nationale Fitness-Qualifikationen gibt, wird wahrscheinlich ein inhaltlicher Zuordnungsprozess stattfinden, so dass denjenigen, die den nationalen Kurs absolviert haben, ein gewisser Anteil an Vorerfahrungen und -kenntnissen angerechnet werden kann und sie nicht verpflichtet sind, das gesamte Programm zu absolvieren. Dies wird von Fall zu Fall und in enger Zusammenarbeit mit der UEFA-Administration geregelt.
Die Einführung von UEFA-Fitnesstrainer-Diplomen ist ein Schritt zur Professionalisierung der Rolle, die eine sichere und effektive Ausübung des Sports gewährleistet